Donnerstag, 6. September 2012

Die "ewige" Kampfhund-Debatte



Das ist ja durchaus ein Thema, welches die Gemüter beschäftigt und erhitzt.
Die einen sehen in jedem molosserartigen Vertreter einen "Kampfhund" und sind immer schnell mit einem vernichtenden Urteil dabei, die anderen verbringen gefühlt 23 STD am Tag damit, den Rest der Welt zu überzeugen dass das eben kein Kampfhund ist.
Es wird gekämpft für / gegen Maulkorbpflicht, Leinenzwang, Einschläferung, Wesenstest etc...



Zunächst muss ich sagen, dass ich mich zu diesem Thema eigentlich nie sonderlich äussere.
Das hat zwei Gründe.

Zum einen weiß ich, dass das Verbot bestimmter Rassen in weiten Teilen absolut willkürlich und vollkommen ungerechtfertigt von statten gegangen ist.
Kennt ihr den Begriff  " German Angst "?



Wenn etwas Schlimmes geschieht, ein Unglück, eine Katastrophe oder sonstiges, müssen natürlich UMGEHEND Massnahmen ergriffen werden. Drastische Massnahmen.
Gerne auch mal absolut übers Ziel hinaus oder vollkommen daran vorbei.
Da kommen plötzlich Rassen ins Spiel, die nie nie nie auffällig oder sonst was geworden sind.
Was danach folgt sieht dann oftmals so aus:

"Der Begriff Aktionismus unterstellt betriebsames, unreflektiertes oder zielloses Handeln ohne Konzept, um den Anschein von Untätigkeit oder Überforderung zu vermeiden oder zu vertuschen.
Der Begriff steht auch für unorganisierte politische oder soziale Aktionen, die zwar eine Veränderung bestehender gesellschaftlicher Verhältnisse bezwecken, deren Ziele aber weder genau definiert noch zu Ende gedacht und deren Konsequenzen meist nicht bedacht sind."

Das passt doch wie die 35,- in den Geldbeutel des Ordnungsamtes!

Dazu kommt, dass Kampfhunde einfach keine Lobby haben. Wirklich häufig auffällig gewordene Hunde wie der Schäferhund z.B. tragen diesen Schein der "Unanscheissbarkeit".
Ein Pitbull hat natürlich keinen Fürsprecher dieser Art und kann demnach nach allen Regeln der Kunst lang gemacht werden. Dazu kommt, dass sein Äusseres natürlich auch wirklich dazu einlädt, ihn zu verteufeln...




 :)


Der zweite Grund ist, dass ich einfach nicht möchte, dass irgendein Dödel auf die OEB´s aufmerksam wird.
Je lauter und öffentlicher der Bulldog im Zusammenhang mit Worten wie "Liste, Verbot, Kampfhund etc..." gebracht wird, desto größer wird meiner Meinung nach auch die Wahrscheinlichkeit, dass irgendeine Blitzbirne auf ihn aufmerksam wird.
Und wie ich weiter oben ja bereits beschrieben habe sind da Leute am Werk die von Hunden so viel Ahnung haben wie die Blinden von der Farbe...
Ich werde einen Teufel tun und da grossartig meinen Kachel aufreissen.

Der Begriff Kampfhund ist natürlich keine Bezeichnung für eine Rasse an sich, sondern nur für deren Verwendungszweck.
Ein Familienhund kann demnach kein Kampfhund sein, sofern er sich nicht am Wochenende mit Papa Schlumpf in irgendeinem Hinterhof beweisen muss.

(sponsored by Heineken, besten dank Leute!)

Wenn ich mit Rumo spazieren gehe höre ich des öfteren auch Sprüche in Richtung Kampfhund.
Kann ich auch nachvollziehen, das ist ein eindrucksvoller Hund!

Ich habe damit auch nicht so das Problem.
Mir macht das eigentlich nicht viel aus. Vielleicht die negative Schwingung des Gegenübers, aber der Begriff Kampfhund weckt bei mir keine negativen Assoziationen.
Das hat auch einen bestimmten Grund.
Ich habe mich ziemlich in dieses Thema vertieft. Habe vieles gelesen, die Geschichte der wirklichen Kampfhunde studiert und mit grossem Interesse, soweit es möglich war, mich über die heutige "echte" Kampfhundszene informiert. Ich habe Videos von Hundekämpfen aus Polen gesehen.
Habe Hunde kennen gelernt die auch wirklich gekämpft haben...

Das heisst nicht, dass ich das in irgendeiner Art und Weise gut heiße. Überhaupt nicht. Ich hasse es wenn die Tiere kämpfen müssen und vieles habe ich mit absolutem Widerwillen verfolgt.
Aber ich wollte alles darüber erfahren und das geht eben nur so.

Interessant ist z. B. dass die Erzählungen über die Kampfhunde von damals mal so überhaupt nicht ins Bild des heutigen Kampfhundes passen. Im Pit waren ständig mehrere Menschen anwesend und die Tiere wurden öfter getrennt und wieder aufeinander losgelassen. Kein Hund durfte in irgendeiner Form Aggressionen gegen Menschen zeigen. Das wäre auch ziemlich unpraktikabel gewesen!



Das kam einem sofortigen Zuchtausschließungsgrund und wahrscheinlich auch Todesurteil gleich.
Die Hunde galten als überaus Menschenfreundlich mit einer hohen Toleranz und NULL aggresssivem Verhalten. Artgenossen gegenüber sollten sie allerdings gnadenlos sein, auch gegenüber dem anderen Geschlecht und durften keine Furcht zeigen. Eine Ratte musste mit dem gleichen Mut bekämpft werden wie ein Löwe, Bulle oder Bär.



Das heutige Problem dieser Rassen ist also nicht unbedingt ihr geschichtlicher Hintergrund (oder nur zu einem eher geringen Teil), sondern die Art und Weise wie sie "rüberkommen".
Klar, es gab schlimme Unfälle. Menschen, zumeist Kinder sind gestorben. Das kann man natürlich nicht weg diskutieren.
Das war auch die Initialzündung.
Aber egal mit wem man spricht, bei einer Sache sind sich (fast) alle einig.
Das eigentliche Problem ist (wie so oft) der Mensch.

1.)
Fangen wir beim Züchter an.
Klar erzählen die immer gerne und vor allem viel. Ich kenne selbst einen Fall, bei dem ein überaus gefährlicher und schwer zu führender Bulldog als Deckrüde in Betracht kam, weil er eben so einen geilen Kopf hat.
Jeder weiß doch dass die Elterntiere zu einem gewissen Teil ihr Wesen mitvererben...
Besonders die Mutter. Das ist kein Stammtisch Gebrabbel sondern wissenschaftlich bewiesen!
Ich für meinen Teil würde keinen Welpen kaufen, wo ich mich nicht wirklich auch von der Friedfertigkeit der Elterntiere überzeugen könnte. Das ist natürlich nicht immer möglich, vor allem nicht bei älteren Hunden. Aber hier kann man sich ja auch schon etwas eher, auch als Laie, von der "Festigkeit" des Charakters überzeugen.
DAS sollte beim Züchten im Vordergrund stehen (neben der Gesundheit) und nicht ob der Hund XY Pokale auf Shows gewonnen hat oder eine möglichst dicke Birne / abgefahrene Färbung hat.
Aber diese Nachfrage bestimmt der Kunde!

2.)
So, jetzt zu meinem Lieblingsthema. Die Hohlschädel.
Ich sage das jetzt mal so drastisch. Leute die diese Art von Hund als Aufwertung für ihren persönlichen Status als "Bad Boy" nutzen. Also meistens für Männer ( wobei der Begriff "Mann" hier eher wenig zutreffend ist ) die ich für mich persönlich als Flachzangen oder Winselstuten bezeichne...
Einfach als schwache Charaktere.
Wobei mit "schwach" in diesem Zusammenhang nicht die köperliche Schwäche gemeint ist. Das können die grössten Kanten, die heftigsten Hauer sein. Im Kopf schwach. Charakterliche Totalausfälle.
Die schaden dem Ansehen unserer Hunde am meisten mit ihren möchtegern Gangsterposen und Stachelhalsbändern bei denen die Dorne so abstehen dass sich der Hund das Auge aussticht wenn er sich mal am Sack lecken will!
DAS ist nicht cool!



Natürlich kann es sein, dass DU, ja du der du das hier gerade liest, auch einer von dieser Hohlschädelfraktion bist. Falls du dir nicht sicher sein solltest, habe ich hier einen kostenlosen, automatisch-unterbewussten Hohlschädel-Test eingerichtet.
Kannst du mindestens einen der nachfolgenden 5 Punkte mit -CHECK- beantworten, sitzt du in dem  Boot wo Navigator und Kapitän von der Schiffahrt so viel Ahnung haben wie ich von "Quantenphysik". Das mit den Füssen, du weisst schon...

H.S. - Fragebogen

1. Du hast ziemlich viele Tattoos. Und zwar aus dem gleichen Grund, warum du einen Bulldog willst.
Um Eindruck zu schinden. Möglichst brontal!
2. Hundeschule und Trainer sind nichts für dich. Die labern eh nur Müll und du kannst dir die Zeit wirklich besser vertreiben. Mit 6 Atü auf dem Kessel im Fussballstadion zum Beispiel.
3. Wenn dein Hund mal an der Leine steil geht und einem anderen an die Wäsche will findest du es irgendwie ein bischen geil. "Das ist mein Junge" denkst du dir. Storys wo ein Hund einen anderen totbeißt beeindrucken dich.
4. Du bist der Meinung ein Hund braucht Training. Das "Training" besteht darin, mit anderen Holzköppen in den Wald zu fahren, sich da ordentlich Alk in die Birne zu schütten und den Hund "auszubilden".
Schutzdienst! Das muss ein Hund können! Unterordnung ist was für Schwuchteln! Die Frage ob dein Hund auch "zivil" beisst beschäftigt dich...
5. Du stattest deinen Bulldog entsprechend aus. Er muss schliesslich was her machen! Je brutaler desto besser! Dornhalsbänder sind Standard. Kupierte Ohren sehen geil aus. Das war immer so und das bleibt auch so.

Ok, vielleicht denkt sich jetzt der eine oder ander, "Scheisse, ich bin im Boot"!
Ey, no prob Bro!
Die gute Nachricht für dich, es gibt immer einen Weg. Mein Vorschlag, gehe den Test abermals durch und richte dein Leben so aus, dass du das CHECK durch eine klares NEIN ersetzen kannst. (Bis auf die Tattoos und die abgeschnittenen Ohren, aber wer ist schon perfekt?)
Dann ist schon mal viel gewonnen, vor allem für das Ansehen unserer Hunde.

3.)
Die Gutmenschen.
Die sind eigentlich die harmlosesten. Oftmals Frauen.
Aber mit dem falschen Hund kann ein durchaus übles Ergebniss zustande kommen.
Nach ihrer Meinung sind die Hunde irgendwie auch kleine Menschlein. Demnach müssen sie auch so behandelt werden.
Wenn ein Hund irgendetwas nicht will, muss er das auch nicht. Will er etwas, wird ihm nachgegeben. "Der wird mir das schon danken."
Wenn der Hund die Couch in Anspruch nimmt und den Menschen wegknurrt ist das doch sein gutes Recht!
Zwang kommt natürlich gar nicht in Frage, selbst der kleine Halsband - Leinenruckler ist Gewalt und Gewalt geht doch gar nicht!



Der Bulldog Deckrüde, den ich vorhin erwähnte kam aus so einem Zustand.
Die Frau im Haushalt gehörte ihm. Fremde Männer gingen gar nicht.
Ich bin als Kind mal von einem West Highland Terrier schwer ins Gesicht gebissen worden. Der Hund meiner Großeltern. Wenn der gerade aufgewacht war, durfte man ihm nicht zu nahe kommen. Vor allem nicht mit dem Gesicht...
Das heisst natürlich nicht dass jeder Hund so werden wird. Es kann allerdings problematisch werden ein Hund nichts anderes in seinem Leben erfährt als Liebe und Bestätigung. Ohne Führung und Konsequenz.

Um das Thema zum Abschluss zu bringen möchte ich meinen Lieblingsspruch ind diesem Zusammenhang nochmal zitieren.
"Die beste Werbung für den Bulldog macht immer noch der Bulldog."
Sofern er recht erzogen ist...

Der Bulldog ist wirklich ein genialer Hund. Sehr gut für die Familie geeignet. Tendiert zum ruhigen und ausgeglichenen. Hohe Toleranz und Schmerzgrenze. Toll mit Kindern. (Kampfhund Erbe;)

So habe ich die meisten seiner Vertreter kennengelernt.
Bulldograssen übergreifend.



Das heisst aber nicht dass es nicht auch Probleme geben kann. Es versteht sich absolut von selbst den Hund vernünftig zu erziehen! Hundeschule ist ein Muss!
Der Hund muss vernünftig an der Leine laufen, er muss die Grundkommandos beherrschen und er muss abrufbar sein.
Auch ich arbeite mit Rumo fortwährend. Ich habe ihn gut im Griff, aber auf manche Rüden ( einer von zehn ) geht er immer noch steil. Und das kann ich nicht akzeptieren.

Das ist meine Meinung zu dem Thema.

Kampfhund hin oder her. Es gibt nicht geileres wenn du von Fremden dumm auf deinen Kampfhund angemacht wirst, während deren Rauhhaardackel sich die Seele aus dem Leib kläfft und dein OEB nur lässig mit der Schulter zuckt.:)




1 Kommentar:

  1. Beim Schutzdienst wird der Hund darauf konditioniert, in die Schutzhülle eines gestellten Opfers zu beißen. Der Helfer (das gestellte Opfer) trägt zur
    schutzdienst deutscher schäferhund

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